Nachdem uns der Kurztrip nach Straßbourg schon so gut gefallen hat – und wir so stolz auf unser Schulfranzösisch waren – haben wir beschlossen, einen weiteren Kurztrip in eine französische Stadt anzutreten: Nancy. Von Frankfurt aus erreicht man die wunderschöne, verträumte Stadt mit gutem Essen, interessanten Museen und Charme in nur drei Stunden Autofahrt. Lasst euch gesagt sein: einmal mehr habe ich mich wieder gefragt, warum ich das vielseitige Land Frankreich so lange von meiner Reiseliste gestrichen habe. Ich kann es mir nicht erklären, denn auch diese Stadt hat mein Herz in Nullkommanichts erobert.
Kurz zur Nancy:
Nancy war einst die Hauptstadt des Herzogtums Lothringen. Das merkt man. Hier wurde nicht an der Stadtplanung gespart. Opulente Jugendstilvillen, eine lebhafte Markthalle, Stadtvillen aus den verschiedensten Epochen, prachtvolle Paläste – all das bekommt man in dieser charmanten Stadt geboten. Nancy ist weltbekannt für ihr architektonisches Ensemble aus dem 18. Jahrhundert, welches seit 1983 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt: darunter das Herzstück der Altstadt – die Place Stanislas, der Place de la Carrière sowie der Place d’Alliance. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Eine perfekte Stadt für aufgeweckte, kulturbegeisterte Reisende, die gutes Essen lieben und auch gerne mal ein Weinchen trinken.
Unterwegs in Nancy.
Einfach durch die Stadt flanieren.
Ganz egal, ob man die Herren beim Reparieren der Fahrräder beobachtet, einen kleinen Spaziergang über den hektischen Markt macht oder sich frische Blumen in einem der vielen schönen Blumenlädchen kauft – Nancy ist einfach wundervoll charmant. Mein absoluter Reisetipp ist und bleibt: irrt umher! Ja, ich finde tatsächlich, dass man jede neue Stadt einfach mal komplett planlos ablaufen sollte. Ohne Ziel. Man muss sich treiben lassen und einfach stehenbleiben, wenn man etwas schönes sieht. Zwischendrin mal ein Käffchen trinken – oder auch ein Weinchen und dabei einfach die Stadt auf sich wirken lassen. Seit ich nicht mehr so verbissen jede noch so kleine Sehenswürdigkeit einer Stadt bestaunen muss, habe ich das Gefühl, die Städte viel intensiver kennen lernen zu können. Paradox, aber wahr. Probiert es definitiv mal aus!
Museumsbesuche? Langweilig? Von wegen – meine Top drei Museen in Nancy:
Ich liebe Museen und interessante Ausstellungen. Daher suche mir in jeder Stadt, die wir besuchen, mindestens drei Stück aus, denen wir einen Besuch abstatten. Die Auswahl in Nancy in übersichtlich aber durchaus interessant. Wenn man nach Museen in Nancy googelt, dann schlägt die Suchmaschine genau 6 stück vor. Für mich stand nach kurzer Recherche bereits meine Top drei fest: das „Musée des Beaux-Arts de Nancy“, das „Museum Aquarium de Nancy“ und das „Musée lorrain à Nancy“. Warum genau diese drei? Ganz einfach: weil meine Seele stets Kunst als Input braucht, ein Aquarium für mich immer ein Muss ist und weil es nie schadet, auch etwas mehr über die Geschichte einer Stadt heraus zu finden. TIPP: Für die Sparfüchse unter uns: die Museen bieten grundsätzlich jeden ersten Sonntag im Monat freien Eintritt – top, oder?
Das „Musée des Beaux-Arts de Nancy“ heißt übersetzt „Museum der schönen Künste“ und es macht seinem Namen alle Ehre. Das Museum befindet sich direkt an der Place Stanislas, gegenüber der Oper. Vertreten sind hier die verschiedenen Kunstströmungen des 14. bis 21. Jahrhunderts. In den Gemäldesammlungen finden sich Namen wie Rubens, Delacroix, Monet, Dufy, Picasso und viele weitere Künstler. Der Rundgang führt allmählich hin zur Entdeckung von Werken zeitgenössischer französischer bzw. ausländischer Künstler. Dazu gibt es zeitlich begrenzte und sich stets wechselnde Ausstellungen und Installationen. In meiner Lieblingsinstallation der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama habe ich mit Sicherheit mindesten 20 Minuten verbracht, weil es mich so fasziniert. Der Infinity Mirror Raum entführte mich für eine kurze Zeit in eine andere Welt – alleine schon wegen dieser Installation hat sich der Besuch gelohnt! Außerdem findet man im Untergeschoss die ansprechend präsentierte Glassammlung von Daum, welches dem Besucher einen Überblick über die hundertjährige Tradition der berühmten Glasherstellung in Nancy bietet. Mit der Präsentation der Überreste der Befestigungsanlagen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert, ebenso im Untergeschoss, schlägt das Museum nicht nur eine Brücke zwischen der Alt-und der Neustadt, sondern auch zwischen dem alten Herzogtum Lothringen und dem modernen Nancy. TIPP: Wer Hintergrundinformationen zu den einzelnen Werken haben möchte, der nimmt sich am besten einen Audioguide mit.
Wo immer in einer Stadt ein Aquarium aufzufinden ist, man findet mich dort. Fragt mich nicht warum, aber ich liebe Aquarien. Das Aquarium mit integriertem Naturkundemuseum ist klein aber fein. Im vollständig renovierten ersten Stockwerk werden über 600 Tiere in einem pädagogisch aufbereiteten, ansprechendem Ausstellungsdesign präsentiert, während im Erdgeschoss 60 Aquarien den Besucher in die tropischen Gewässer des Roten Meeres, des Amazonas und des Tanganjikasees eintauchen lassen. Ich habe wie ein kleines Kind vor jedem Aquarium gestanden und all die bunten Fische beobachtet. Klinge ich langweilig, wenn ich mich dafür begeistern kann? Wir hatten durch die zum Teil sehr interaktiv gestaltete Ausstellung einfach unheimlich viel Spaß dort gehabt. Auch hier gab es eine Installation, die uns, na sagen wir’s mal so: unheimlich überrascht hatte. Letztendlich konnten wir nicht mehr aufhören, über uns zu lachen. Mehr möchte ich jedoch nicht verraten – da müsst ihr schon selbst hin, wenn ihr auch so herzlich über euch lachen möchtet. TIPP: Mit kindlicher Neugier und Interesse an die Sache heran gehen!
Zu guter Letzt haben wir das „Musée lorrain à Nancy“ besucht. Dieses Museum ist im Herzen der Altstadt von Nancy, im ehemaligen Palais der Herzöge von Lothringen und der Eglise des Cordeliers untergebracht. Es zeugt vor allem von der bemerkenswerten künstlerischen und kulturellen Bedeutung der Region. Archäologische und mittelalterliche Sammlungen bringen den Besuchern die Geschichte der Stadt näher. Im ehemaligen Franziskanerkloster neben der Eglise des Cordeliers, wo die Grabstätte der Herzöge von Lothringen zu sehen ist, befindet sich zudem eine Sammlung, die das ländliche Leben in Lothringen des 19. Jhs zeigt. Es war in der Tat sehr interessant zu sehen, wie die Menschen damals gelebt haben. TIPP: Die kleine Außenanlage ist toll zum Entspannen.
Was hat Nancy noch zu bieten?
Shopping: In der Innenstadt findet man neben den typischen Verdächtigen, die man von einer Stadt erwarten kann, vor allem aber viele originelle Boutiquen und Geschäfte von Modeschöpfer und Designer, die lokale Produkte anbieten. Von den uns bekannten Läden wie Zara und Mango, über die kleinen lokalen Shops, die Mirabellen-Torten, Mirabellen-Schnaps und leckere Macarons verkaufen, bis hin zu den von uns geliebten, aber in Deutschland eher selten aufzufindenden Shops wie Pinko oder Sephora – man findet dort wirklich alles. Ich hätte definitiv meinen Spaß gehabt. Leider kamen wir jedoch aufgrund der kurzen Zeit in Nancy nicht zum Shoppen. TIPP: Le Boudoir des Arts! Eine kleine, unauffällige Boutique, das hochwertige Second Hand Mode verkauft. Wir sind mehrmals dran vorbei gelaufen, bis die Neugier siegte und mich wie ein Sog hinein zog. Für Liebhaber von Pre-Loved Stücke aus dem Luxusbereich ist das ein Schlaraffenland. Hermés, Louis Vuitton, Chanel, Fendi – bei so viel Auswahl bin ich natürlich nicht mit leeren Händen wieder heraus gekommen. Was ich nicht zurück lassen konnte, das seht ihr in diesem Posting.
Art nouveau & Art déco: Die Stilrichtungen „Art nouveau“, auf deutsch „Jugendstil“ und „Art déco“, „dekorative Kunst“ folgen zeitlich aufeinander. Während sich beide Stilrichtungen in der Übergangszeit etwas vermischten, so entfernte sich der Art déco recht schnell von den Eigenschaften des Art nouveau, um sich in die entgegengesetzte Richtung zu entwickeln. In Nancy setzte sich Art Nouveau gegen Ende des 19 Jh. durch. Als Folge der Industrialisierung entstanden neue, interessante Baumaterialien wie Stahl und Glas. Diese nutzen die Künstler der 1901 gegründeten „école de Nancy“, der Schule von Nancy aus und gestalteten zuerst Porzellan- und Möbelstücke in den neuen Formen, die hauptsächlich von der Natur beeinflusst wurden. Die Kunst des Jugendstils zeichnet neben der hohen handwerklichen Qualität vor allem eines aus: Sinnlichkeit. Mit dem Ersten Weltkrieg begann dann der Niedergang des Jugendstils und der Aufstieg des Art déco. Während die floralen, von der Natur inspirierten, weichen Formen des Jugendstils verschwanden, prägten nun elegante, klare Linien und ein oft geometrisches Dekor die Werke. All das und noch viel mehr haben wir während einer einstündigen Tour mit dem „Art noveau“ Zug aufgeschnappt. Diese Tour findet jeden Sonntag morgen um 10 Uhr statt (von Mai bis Ende September, genaue Zeiten für 2018 könnt ihr sicherlich dann hier entnehmen) und ist sehr empfehlenswert, wenn man sich für die Geschichte der Architektur interessiert und auch einen Blick auf die äußeren Regionen der Stadt werfen möchte. Ich habe bei der Tour immer versucht, vorab zu erraten, zu welche Epoche welche Villa gehörte – das klappte irgendwann ganz gut. Wer sich etwas mehr mit dem Thema auskennt, kann natürlich auch bei meinen Bildern fleißig mitraten. TIPP: Wenn ihr diese Tour im September macht, dann packt euch warm ein und nehmt euch auch etwas warmes zu trinken mit! Frühmorgens kann es nämlich schon etwas neblig und kalt sein, aber dafür auch sehr charmant.
La Villa Majorelle: Die Villa liegt im Schatten der Apsis der Basilika Sacré Cœur, in einem ruhigen Wohnviertel. Sie gehört zu dem in nächster Nähe gelegenen Museum der Ecole de Nancy. Wir hatten Glück (die Führungen sind recht selten) und kamen pünktlich zu einer Führung durch das Haus, ohne vorher gegoogelt zu haben. Sie finden nur Samstags und Sonntags statt. Eine um 14:30 Uhr und eine um 15:45 Uhr. Leider sind die Führungen (momentan?) nur auf französisch. Aber Gott sei Dank hatten wir beide französisch in der Schule und anscheinend ist da mehr hängengeblieben als vermutet. Obwohl die Führerin wirklich schnell gesprochen hatte, so haben wir doch viel davon verstehen können. Ein absolutes Erfolgserlebnis für uns. Tipp: Diese Villa ist einen Besuch wert und da sie nur einige Hundert Meter vom Nancyer Bahnhof/ Zentrum entfernt ist, ist es auch kein großer Akt, dort hin zu spazieren – vorbei an all den vielen hübschen kleinen Häuschen und den romantischen Gassen.
Das Rendez-vouz Place Stanislas: Als ich hörte, dass es täglich um 22:00 Uhr vom 17. Juni bis zum 17. September eine Lichtshow auf dem Place Stanislas geben würde, da war mir klar, dass wir sie uns anschauen gehen werden. Ich muss aber zugeben, dass ich nie und nimmer mit solch einer schönen Show gerechnet hatte. Das UNESCO-Weltkulturerbe schmückt sich jeden Abend im Sommer nämlich mit einer Szenografie aus monumentalen Bildern. Die von der Gesellschaft Spectaculaires – Allumeurs d’images kreierte Show vereint glaube ich jeden Abend alle Nancy-Touristen an einem Ort. Mit den Worten „Von Kindheit an hatte ich Angst vor der Dunkelheit… Mein ganzes Leben habe ich deshalb nach Licht… nach allen Lichtern gesucht“ startet die zauberhafte Show und lädt die Zuschauer ein, sich von dem Können der Künstler von Nancy und von den Lichtern der 5 Kontinenten faszinieren zu lassen. Es wird immer wieder daran erinnert, wie wichtig es ist, Träume zu haben und ihnen hinterher zu jagen. TIPP: Einfach auch mal die Kamera weglassen und die Show genießen.
Und Kulinarisches? WO GIBT ES AUTHENTISCHES ESSEN AUS DER REGION?
Mein erster Eindruck von Nancy, kulinarisch gesehen, war, dass hier vor allem die Naschkatzen ganz besonders glücklich werden! Diese Stadt ist nämlich in erster Linie für seine Macarons und Bergamotte-Bonbons bekannt. Daneben wird der Stadt auch die Mirabelle – von der Frucht (in allen möglichen Variationen in Kuchen, Gebäck und Soßen) bis hin zum Mirabellengeist – zugeschrieben. Noch nicht genug Süßes? Kein Problem: wie wäre es mit Kuchenspezialitäten wie Saint Epvre, Duchesse de Lorraine, Honig- und Pfefferkuchen, Schokolade oder auch einem Stück Gâteau de Nancy (Schokokuchen)? Aber auch die salzigen Gerichte sind nicht ohne. Hier teilen sich Spezialitäten wie Quiche, die berühmte kleine Lothringer Pastete, die mit ihrer in Weißwein marinierten Fleischfüllung unvergleichlich ist, die lothringischen Fleisch- und Wurstwaren und der Lothringer Eintopf mit Kohl, Karotten, Würste, Fleisch das Siegertreppchen. Bitte viel Hunger mitbringen! Und Durst. Denn der Wein kann auch etwas. Es gibt viele ausgezeichnete Weinhändler und Weinbars, wo man neben den lothringische Weinproduktion – von Toul bis zum Gebiet von Metz – auch renommierte Käsehersteller findet.
Lokale und regionale Küche sowie französische Küche, Weltküche – in Nancy hat man die freie Auswahl, man braucht nur genug Platz im Magen. Vom schicken Restaurant bis hin zur gemütlichen Kneipe, hier kann man in jeder Preislage gut essen gehen. Meine Tipps für stets Hungrige Reisende findet ihr hier.
Wo kann man in Nancy übernachten?
In Nancy gibt es Hotels für jedes Budget. Vorstellen möchte wir euch zwei davon. Das erste ist ein vier Sterne Hotel namens Grand Hotel de la Reine, das sich direkt am Place Stanislas befindet. Es wird demnächst renoviert. Danach wird es als das erste 5 Sterne Hotel in der Region wieder eröffnen. Wer also den perfekten Ausgangspunkt für einen Trip nach Nancy sucht und dabei wert auf Luxus legt, der sollte sich dieses Hotel anschauen. Wer weniger Wert auf Sterne legt, aber einen fast ebenso guten Ausgangspunkt sucht wie das Grand Hotel de la Reine, der kann sich das drei Sterne Hôtel des Prélats anschauen. Das liegt nämlich nur etwa 100 m von der Place Stanislas entfernt und heißt ihre Gäste in einem alten episkopalen Haus aus dem frühen 17. Jahrhundert willkommen.
So, genug informationen für heute, oder? Bald geht das Posting mit meinen Restauranttipps für Nancy online und dann seid ihr perfektmit infos für einen kurztrip nach Nancy versorgt.
Love,
Summer