• Hochzeitskolumne #9 – Über Freundschaften, deren Wege sich trennen und Tränen, die keine Freudentränen sind.

    Eine Hochzeit ohne Emotionen und (Freuden-)Tränen ist meiner Meinung nach unmöglich. Heute erzähle ich euch jedoch, weshalb eine Hochzeit nicht immer nur Freudentränen für einen bereit hält.

    Streitereien mit dem zukünftigen Ehemann.

    „Die Zeit vor der Hochzeit ist die aller schönste Zeit überhaupt!“ Na klar – man ist frisch verlobt und schwebt im 7. Himmel. Da denkt man an alles, außer an Streitereien mit dem Partner. Am Anfang zumindest. In der Realität sieht das nach einigen Monaten Hochzeitsplanung ein wenig anders aus. Versteht mich nicht falsch, die Planungszeit ist nach wie vor sehr schön, aber Fakt ist, die Streitereien mit dem Partner nehmen zu. Je näher der Termin kommt, desto häufiger und desto intensiver kann es schon mal werden. Ist ja auch logisch! In der Planung geht es um große Geldsummen und große Entscheidungen. Das alles bedeutet viel Arbeit nach Feierabend und viele Kompromisse. Da kann es ganz schnell mal krachen – wenn auch oft unnötigerweise. Glaubt mir, bei all meinen Mädels, die 2018 geheiratet haben – inklusive mir selbst, flossen die Tränen bei diversen Auseinandersetzungen. Ausnahmslos. Aber wir haben alle letztendlich doch JA gesagt und bereuen die Hochzeit keine Sekunde lang.

    Wo macht man Abstriche?

    Apropos Geld und große Investitionen. Eine Hochzeit mit Gästen ist teuer. Die eine teurer als die andere, aber teuer bleibt teuer. Man fängt relativ schnell an, die Kosten in tausender Schritten auf zu runden… Um die Kosten einigermaßen in Schacht zu halten, muss man einfach Prioritäten setzen und auf manche Dinge verzichten (es sei denn, das Budget ist einem völlig egal – aber ich spreche von ganz normalen Arbeitnehmer-Paaren, die ihre Hochzeit selbst finanzieren möchten). Und das ist gar nicht so einfach, sich von bestimmten Vorstellungen zu trennen. Hilft ja alles nichts: was muss, das muss. Je nach dem, worauf man verzichten muss, kann das die eine oder andere Braut schon mal sehr traurig machen und in Tränen ausbrechen lassen. Was ich euch dazu nur mit auf dem Weg geben kann: Am Ende sind es die Gäste, die die Hochzeit zu etwas ganz Besonderem machen. Hätten wir unsere Hochzeit so nicht von alleine stemmen können, wir hätten lieber auf sämtlichen Schnick-Schnack verzichtet, aber nicht auf unsere Gäste.

    Die Gästeliste.

    Mein Tipp an euch: wenn ihr wirklich heraus finden möchtet, wem ihr wie viel wert seid, dann heiratet im Ausland. Wir haben recht schnell gelernt, dass nicht jeder einfach mal so ein verlängertes Wochenende opfern wollte und zu uns auf die Hochzeit fliegen wollte. Das ist absolut ok. Denkt immer dran: eine Einladung ist kein Zwang. Solltet ihr mal in so einer Situation stecken, habt keine Angst, so früh wie möglich abzusagen (denn ja, es gibt gute Gründe, nicht zu kommen!). Das Brautpaar wird euch sehr dankbar für eure Ehrlichkeit sein. Denn nur so können sie gescheit planen und müssen auch kein unnötiges Geld für euch ausgeben, wenn ihr nicht vor habt, auf der Hochzeit zu erscheinen. Zieht eine Absage nicht bis zur letzten Sekunde – und schon gar nicht mit einer so absurden Story, dass man nicht mehr weiß, ob man darüber lachen oder weinen sollte. Es ist einfach nicht fair. Das Brautpaar hat nämlich genug um die Ohren und weder Lust darauf, in diesem Fall die Kosten für diese Gäste auf sich sitzen zu haben – noch in den letzten Wochen zig mal die Sitzordnung, die sowieso viel Nerven kostet, neu zu machen. Das mag für jemanden, der noch nicht geheiratet hat, kein großes Problem darstellen. Weshalb sollte man sich über Geld und Sitzordnung aufregen?! Meine Antwort: plant eine Hochzeit in einem intimen Rahmen mit rund 60 Gästen mit mehreren hundert Euro Kosten pro Kopf, lasse 4 Personen zwei Wochen vor der Hochzeit wegfallen und 2 weitere innerhalb der letzten zwei Tage. Viel Spaß dabei, eure Emotionen zu kontrollieren. Long Story Short: Nicht jeder muss einer Einladung in ein anderes Land folgen, um an einer Hochzeit teilzunehmen. Dafür habe ich vollstes Verständnis. Was mir wichtig ist, muss jemand anderes nicht als wichtig erachten. Alles, was sich das Brautpaar wünschen wird, ist eine korrekte und ehrliche Absage. Mehr nicht.

    Die Familie.

    Ich hatte bei diesem Thema super Glück. Meine Eltern haben uns bei allen Entscheidungen, die unsere Hochzeitsfeier betrafen, unterstützt. Das ist vor allem bei asiatischen Eltern nicht selbstverständlich. Aber generell, Familienmitglieder können richtige Biester sein. Das schlimmste dabei? Man kann sie in der Regel nicht einfach mal so ignorieren. Manche meiner Mädels hatten echt mit damit zu kämpfen gehabt. Fiese Sache!

    Und dann läuft doch etwas schief….

    Es ist so weit und euer Tag steht an. Alles läuft prima und dann passiert doch etwas. Die Musik setzt falsch ein, das Essen wird zu spät serviert, es regnet oder wie in unserem Fall: wir hatten die hässlichste Torte EVER. Ich wollte im ersten Augenblick wirklich weinen, weil ich so etwas hässliches an Torte wirklich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen hatte. Sie war so hässlich, dass unser Fotograf – wahrscheinlich sehr widerwillig – nur ein einziges Bild von ihr gemacht hat. Aber well, seien wir mal ehrlich: wenn sich eure Gäste als erstes an die Torte (egal ob hässlich oder schön) erinnern können, dann kann die Hochzeit an sich ja nicht so gut gelaufen sein, oder?

    Ihr seht, es kann einiges schief laufen – aber so eine Hochzeit und die Party danach ist wundervoll und voller Magie. Alle Streitereien und Tränen zahlen sich aus. Man lernt viel über sich und über andere. Und am Ende wird alles gut. Es ist eure alleinige Entscheidung, wie ihr diesen Tag im Gedächtnis behalten wollt. Wollt ihr, wenn ihr an euren Tag zurück denkt, als erstes an die wunderhässlichste Torte der Welt denken und an die Menschen, die euch enttäuscht haben – oder wollt ihr den perfekten Tag sehen, so wie er war, mit all euren Liebsten und einer leckeren, aber dennoch hässlichen, Torte?

    Denkt an meine Worte bei eurem nächsten Pre-Wedding-Break-Down 🙂

    Love,

    Summer