Da habe ich sie nun hinter mich gebracht. Meine erste Kündigung im Leben. Sie fiel mir nicht leicht und war sogar ein kleines bisschen schmerzhaft. Natürlich muss die erste Kündigung nicht immer schmerzhaft sein – das hängt sicherlich auch von der Größe des Unternehmens sowie die Beziehungen zum Team ab. Ich habe in einem kleinen Team von vier Leuten inklusive dem Chef angefangen und nun sind wir gewachsen und haben uns mehr als verdoppelt – aber mit acht Personen ist man noch immer ein kleines Team und ich war voll und ganz dabei im „inner circle“. Das Team war super, ich hatte eine tolle Beziehung zu meinem Chef, meine Aufgaben waren spannend, ich konnte sehr viel lernen und ich hatte meine Freiheiten um mich zu entfalten. Daher fiel mir die Entscheidung wirklich nicht leicht, all das hinter mich zu lassen. Aber ich bin auch noch jung und möchte gerne noch etwas mehr an meinen Aufgaben wachsen und andere Bereiche kennen lernen und den nächsten Schritt auf der Karriereleiter erklimmen. Ich schaute mich nach einer neuen Herausforderung um und fand sie auch relativ schnell. Ein Tag nach meiner Bewerbung bekam ich eine positive Antwort und wurde zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Irgendwie passte alles, aber ich habe mir keine große Hoffnung bei der großen Bewerberanzahl gemacht – und ganz unerwartet war sie dann da. Die Zusage! Es folgten viele Emotionen: Freude. Glück. Stolz. Schlechtes Gewissen. Angst.
Öffnet man eine neue Tür, so muss man die alte irgendwie schließen. Wie macht man das am besten? Wie geht man mit dem schlechten Gewissen um? Enttäuscht man jemanden? Wird einem die Entscheidung übel genommen?
Das wichtigste vorab: Nein. Ein guter Chef wird dir deine Kündigung nicht übel nehmen. Er wird es verstehen und sich für dich freuen. Wichtig ist meiner Meinung nach, sofern ihr euch nicht im Bösen trennt, dass du deinem Vorgesetzten nicht einfach nur die Kündigung auf den Tisch legst, sondern vorher das Gespräch suchst. Dieses Gespräch macht zwar keinen Spaß, aber ich empfinde das als eine nette Geste, eine Art Wertschätzung gegenüber dem Vorgesetzten.
1. Schaue dir also vorab deine Kündigungsfrist – allgemein nochmal deinen Vertrag – an und plane das Gespräch und dein Kündigungsschreiben fristgerecht ein.
Ich musste meinen Chef anrufen, weil es das letzte Wochenende im Monat war und er dann Urlaub hatte. Glaubt mir, ein Telefongespräch über die bevorstehende Kündigung ist viel schlimmer als ein persönliches Gespräch. Ich wollte es ihm aber unbedingt in irgendeiner Art und Weise vorab persönlich sagen. Ich konnte die Nacht davor nicht schlafen, weil ich nur daran denken konnte, dass ich ihn sicherlich enttäuschen würde. Der Gedanke hat mich wahnsinnig gemacht. Als es dann so weit war, platzte ich direkt mit der Sprache heraus und musste höchst professionell dabei weinen – ich habe wirklich ein gutes Verhältnis mit meinem Chef und mir tat das alles so Leid. Ich hatte das Gefühl, ich würde ihn im Stich lassen.
2. Dir muss eine Kündigung nicht Leid tun. Du lässt niemandem im Stich. Du musst wissen, was das richtige für dich ist. Du musst wissen, welchen Weg du einschlagen möchtest. Und es gibt viele Gründe, ein Unternehmen zu verlassen – auch viele positive. In der Regel wird dir das auch kein (guter) Chef übel nehmen. Er wird traurig sein – aber auch sein Leben geht danach weiter.
Je nach dem wie eure Beziehung war, wird dein Chef also mehr oder weniger traurig sein. Wenn du dich für den Weg eines Gespräches entscheidest, dann wird er sicherlich auch ein paar Fragen dazu haben. Warum kündigst du? Warst du unzufrieden? Ist es das Gehalt? Gab es Probleme, von denen er nichts wusste? Hast du bereits einen neuen Job gefunden?
3. Wenn der Job, den du kündigen möchtest, deine einzige Einkommensquelle ist – dann kündige ihn bitte nicht, bevor du den neuen Job nicht sicher in der Tasche hast. Es sei denn, die Arbeit oder die Kollegen macht dich krank!
4.. Auf die Fragen wie, warum und weshalb muss man nicht unbedingt antworten. Aber wenn, dann antworte ehrlich und positiv auf seine Fragen. Dafür ist das Gespräch da. Erkläre ihm deine Beweggründe. Bleibe dabei so weit es geht positiv. Jetzt auf andere Kollegen herum zu hacken oder Dinge schlecht zu reden macht keinen guten Eindruck. Man weiß nie, wann und wo man sich wieder sieht. Hinterlasse immer einen guten Eindruck. Auch bei der Kündigung.
In meinem Fall habe ich ihm ganz ehrlich meine Beweggründe genannt. Zwischendrin habe ich immer wieder eine Entschuldigung gestammelt. Für ihn war aber klar: ich muss mich nicht dafür entschuldigen. Für mich war es unheimlich schwierig, die Sache sachlich zu sehen. Ich bin auch sonst ein sehr emotionaler Mensch und eine Kündigung war gefühlt wie Schluss machen. Nicht sehr professionell – aber es war unmöglich für mich, meine Gefühle zu kontrollieren.
5. Sieze deinen Ansprechpartner in der schriftlichen Kündigung, auch wenn ihr euch sonst duzt. Eine wirksame Kündigung muss immer schriftlich erfolgen. Im Idealfall sollte als Betreff auch Kündigung stehen und vermeidet Formfehler, denn diese können dazu führen, dass eine Kündigung nicht wirksam ist. Das ist besonders ärgerlich, wenn man sich dann schon an den nächsten Job gebunden hat.
6. Am einfachsten ist es, wenn ihr die Kündigung dann persönlich einreicht. Lasst euch den Erhalt der Kündigung am besten gleich bestätigen zu lassen. Eine persönliche Übergabe ist rechtlich sicherer als ein Einschreiben etc..Habt ihr die Kündigung mit dem Chef geklärt, dann habt ihr das schwierigste schon einmal hinter euch gebracht. In meinem Fall musste ich es noch den Mädels, also dem Rest des “Inner Circles“ beichten. Auch das fiel mir nicht so leicht. Trotz typischer Zickereien ab und an unter Mädels, haben wir doch so einiges gemeinsam erlebt. Auch diese Beichte verlief doch sehr emotional. Die Tage danach waren ein wenig komisch, irgendwie schwebte die Kündigung wie eine kleine graue Wolke über unseren Köpfen, die sich aber auch recht schnell wieder legte. Wie geht es nun weiter? Nach meiner ungeplanten Kündigung ging es für mich erst einmal in den geplanten Urlaub. Das war glaube ich ein netter Zufall. So kam jeder besser zur Ruhe und das Thema stand nicht mehr so präsent im Raum. Nach dem Urlaub haben wir dann auch relativ schnell eine passende Nachfolgerin für mich gefunden, die ich aktuell einarbeite.
7. Wir alle sind ersetzbar. Und das ist gut so. Die letzten Wochen brechen nun an und ich versuche, so viele administrative Sachen wie möglich noch zu machen und gebe so langsam meine Kunden an meine Nachfolgerin ab. Mit vielen habe ich ein wirklich sehr gutes Verhältnis und es ist schon komisch, wenn man plötzlich mit so vielen Dingen und Menschen “abschließen“ muss.
8. Versucht bis zum letzten Tag motiviert zu arbeiten. Natürlich muss man seine Arbeit nach und nach abgeben, aber bleibt auch in den letzten Wochen produktiv – ihr wollt doch noch ein gutes Arbeitszeugnis bekommen, oder?
Mission completed. So schwer es mir auch fiel – ich freue mich auf mein nächstes Abenteuer. Der letzte Tag wird sicherlich noch mal komisch für mich werden und ich weiß jetzt schon, dass ich die eine oder andere Träne vergießen werde. Aber so bin ich. Ich gehe zur Arbeit und möchte eine Beziehung mit den Menschen dort aufbauen. Ich möchte mich wohl fühlen und gerne zur Arbeit gehen. Ein bisschen ist es doch wirklich dann wie Schluss machen – und das ist ja auch nie emotionslos.
Vielleicht stehst du auch kurz davor, ein Arbeitsverhältnis kündigen zu müssen, dann hoffe ich, dass ich dir ein klein bisschen weiter helfen konnte. Oder ihr habt schon die erste richtige Kündigung hinter euch gebracht – dann erzählt mir und den anderen Lesern gerne, wie ihr die Kündigung empfunden habt. Fiel sie euch auch so schwer? Seid ihr da auch so emotional? Oder habt ihr euch gar nicht wohl bei der Arbeit gefühlt und die Kündigung war eine reine Erlösung für euch?
Erzählt mir gerne davon – ich freue mich auf eure Erfahrungsberichte!
Eure Summer
Herrlich, du sprichst mir aus der Seele. Ich muss noch kündigen und es fühlt sich jetzt schon furchtbar an, wenn ich an das Gespräch denke. Es tut mir einerseits unheimlich leid, andererseits freue ich mich enorm auf die neue Stelle…
Hallo Nini, danke für dein Feedback – das glaube ich dir 🙁 Aber da muss man durch und man wächst auch an solchen Sachen 🙂 Drücke dir die Daumen und viel Erfolg im neuen Job <3 LG Summer
Ja ich habe genau das selbe Problem nur mit dem unterschied mein chef kenne ich seid mehr als neun Jahren also wie ein guter Freund und Kumpel aber wie bringe ich ihm das bei ohne mein Gesicht zu verlieren ein ganz großes Problem
Hi Marco – hast du mittlerweile schon gekündigt? Wie ist es gelaufen? Alles halb so schlimm oder leidet jetzt die Freundschaft daran? Ganz liebe Grüße – Summer
Bei mir ist es anders herum. Meine Chefin hat mir heute unter 4 Augen gesagt das sie heute bei einer anderen Stelle zugesagt und ab März zu einer anderen Firma geht. Ich finde sie nicht nur sehr nett und unterstützend sondern auch kompetent, kämpferisch und innovativ. Bin trotzdem überrascht wie sehr mich das heute abend mitnimmt. Werde sie vermissen. Einfach schade,alles war so nett imTeam insgesamt. Was kommt danach? Hat man nochmal soviel Glück? Wird sich die Arbeit ändern oder die Team Dynamik. Irgendwie war sie auch ein bisschen Mentor und wir konnten uns beide vorstellen das ich ggf mal die Nachfolge übernehme aber doch nicht jetzt. Und wenn jmd neues kommt ist das womöglich eh kein Thema mehr…bin auch immer so emotional verhaftet bei den Projekten, mit KollegInnen…glaube einerseits das es mich besser in meinem kreativen Job macht aber manchmal denke ich auch viell bin ich da nicht professionell distanziert genug
Wahnsinnig toll geschrieben und wirklich genau passend für meine Situation. Ich möchte auch in einem 8 Personen Betrieb kündigen und wir sind wie eine Familie und kennen uns seit 15 Jahren und länger. Ich stehe nun kurz vor meiner Kündigung und bin auch super emotional. Allein der Gedanke daran schießt mir die Tränen in die Augen. Ich hoffe ich werde auch auf Verständis stoßen. Ich habe große Sorge wegen der Kündogungsfrist. Diese beträgt 4 Wochen und das wird meinem Chef nicht gefallen. Ich kann aber einfach nicht mehr. Ich bin krank von der Arbeit und fix und fertig. Ich muss dringend von dieser Art der Arbeit weg und habe meinen Traumjob gefunden. Am liebsten würde ich sagen: ich bleibe so lange wie ihr mich noch braucht, ber das schaff ich nicht. Ich muss weg und hoffe, das sie mich verstehen werden.
Hallo Saso, vielen Dank für dein Feedback! Das hört sich ganz und gar nicht gut an – ein kleines Team und man weiß genau, dass ein Baustein fehlen würde. Aber wenn du nicht mehr kannst, dann musst du gehen. Dein Traumjob wartet auch dich und du wirst tolle neue Kollegen kennen lernen (hoffentlich). Drücke dir die Daumen und erzähle gerne mal, wie es gelaufen ist. Ganz liebe Grüße – Summer
Ich habe auch heute meine Kündigung abgegeben. Da die Arbeit mich krank gemacht hat. Aber anstastt nun Erleichterung zu spüren, könnte ich die ganze Zeit heulen. Hab auch noch keinen neuen Job. Puuuuh
Ohje – das darf natürlich nicht sein. Hoffe, dass es dir bald wieder besser geht und ich drücke dir die Daumen, dass bald ein neuer Job in Aussicht ist! Ganz liebe Grüße – Summer
Hallo Summer, ich habe gerade nach 18 Jahren (!) das erste Mal gekündigt, vor der Kündigung war mir mehr als schlecht, obwohl ich es ja so wollte. Nun habe ich noch gute drei Wochen vor mir und danach fängt kurz danach der neue Job an. Für mich ist das eine ziemlich aufwühlende Zeit, der letzte Arbeitstag wird für mich sehr traurig und emotional werden. Ich hoffe, dass alles gut wird. Liebe Grüsse
Hallo liebe Rebekka, wow – 18 Jahre! Das ist eine lange Zeit, das fällt einem sicherlich schwer. Ich drücke dir die Daumen! Alles wird gut <3 LG Summer
Hi Summer, für mich ist es morgen soweit. Ich verlasse auch ein Unternehmen in dem das Team und die Kollegen super sind. Aber ich habe wie du einen neuen tollen und interessanten Job gefunden in dem ich mich gerne versuchen würde. Ich denke für meine Karriere ist diese Wechsel auch sehr förderlich. Deine Zeilen helfen mir dabei das morgen durchzuziehen. Meist ist es hinterher ja nicht so schlimm wie man denk. Und selbst wenn habe ich schon viel schlimmere Dinge überlebt.
Ich habe letzte Woche gekündigt und beginne ab Oktober meine neue Stelle. Mit dem Artikel sprichst Du mir aus der Seele. Ich arbeite auch in einem eher kleineren Unternehmen und habe super Kollegen, jedoch passt mir die Tätigkeit nicht. Ich werde also zukünftig etwas anderes machen. Auch, wenn ich weiß, dass es für meine Karriere der richtige Weg ist, tut es mir gegenüber den Kollegen sehr leid und ich habe schon fast ein schlechtes Gewissen. Es ist wie Schluss machen..
Hallo liebe Katharina, ich sehe deinen Kommentar jetzt erst – bin aber noch gut in der Zeit, dir einen tollen Start zu wünschen! Ich hoffe, du hattest einen schönen Abschied von der alten Arbeit und kannst nun happy in den neuen Job ab Oktober starten 🙂 Man neigt dazu, sich immer um andere zu kümmern und sich schlecht zu fühlen, aber es ist absolut nichts falsches dabei, an sich zu denken 🙂 Hab einen tollen Start und ich wünsche dir viele tolle neue Kollegen und Kolleginnen <3 LG Summer
hallo summer
ich habe jetzt meinen Job den ich 31 Jahre gemacht habe gekündigt. es gabs keinerlei Wertschätzung, in den letzten zwei Jahren viele neue Vorgesetzte. Mir war sehr schlecht zittern Magen und kaum geschlafen. Es wurde noch nicht Mal gefragt warum sondern nur wo geht’s hin.
Meine Gefühle und Gedanken sind außer Kontrolle wegen dem Job den ich 31 Jahre gemacht habe.
natürlich habe ich Hoffnung dass es in meinem Job besser läuft mir fehlt halt die Zuversicht.
es ist wirklich im Moment eine schwierige Zeit
Hallo meine Liebe, vielen Dank für deine Nachricht. Das tut mir sehr leid zu hören, dass es dir momentan nicht so gut geht. 31 Jahre ist wirklich eine lange Zeit und es ist traurig zu hören, dass dir keine Wertschätzung entgegen gebracht wurde. Gesundheit geht immer vor – insbesondere dann, wenn dir keiner für deine Arbeit dankt. Das war die richtige Entscheidung und ich hoffe, du findest bald deinen Platz. Nicht aufgeben – du schaffst das!! LG Summer